Sie sprechen von der stärksten Dritten Bundesliga aller Zeiten. Trotzdem ist das Herrenteam der TSG Kaiserslautern wild entschlossen, in dieser Saison den Aufstieg zu schaffen. Mehrere Nationalspieler sollen die Mannschaft auf ein neues Niveau heben. Doch zum Saisonauftakt gab es einen ersten Dämpfer.
Die Laune des Spielplangestalters wollte es so, dass die TSG-Herren tatsächlich im ersten und letzten Saisonspiel auf die zweite Vertretung des 1. FC Saarbrücken treffen. Die Saarländer gelten neben der TSG, SU Neckarsulm und dem TSV Windsbach zu den Aufstiegsaspiranten in dieser Spielzeit. Dass die Lauterer zur Ouvertüre mit 0:6 gegen den 1. FCS baden gingen, wollen die Verantwortlichen nicht überbewerten.
Mit etlichen Erstligaspielern
Denn im Tischtennis ist es durchaus üblich, dass innerhalb eines Vereins die Spieler bei Bedarf auch zwischen den Teams wechseln. Und weil der 1. FC Saarbrücken in der Bundesliga wieder eine bärenstarke Truppe aufbietet und nach vier Spieltagen von der Tabellenspitze aus grüßt, war fast abzusehen, dass der unglücklich aus der Zweiten Bundesliga abgestiegene Kontrahent mit etlichen Erstligaspielern antreten wird. Und so kam es, wie es kommen musste.
Bereits das Eingangsdoppel ließ erahnen, wo die Reise hingehen wird: Der Rumäne Eduard Ionescu, immerhin 72. der Weltrangliste, und Cedric Meissner, Jugend-Europameister von 2017, ließen dem TSG-Duo Hsin-Yu Li/Sven Happek so gut wie keine Entfaltungsmöglichkeiten. Das sollte sich im Verlauf des Spiels nicht wesentlich ändern: 6:18 Sätze standen am Ende auf dem Tableau. Das neu formierte Team aus dem Buchenloch enttäuschte jedoch nicht, bot nach den Worten von Organisationschef Helmut Schneider „bravouröse Leistungen auf hohem Niveau“. Auch Manager Bijan Kalhorifar grämt sich nach der Auftaktniederlage nicht: „Unsere Mannschaft hat alles gegeben.“
Kampf um die Spitzenposition
Hsin-Yu Li, ein 20-jähriger Taiwanese, wechselte vor der Runde nach Kaiserslautern. Der U21-Nationalspieler, dessen Bruder Hsin-Yang Li beim Zweitligisten TTC Hohenstein-Ernstthal spielt, battelt sich mit dem 21-jährigen Brasilianer Guilherme Teodoro um die Spitzenposition im Team. Das Problem: Es kann immer nur einer von beiden spielen, da die Regeln lediglich einen Nicht-EU-Ausländer pro Mannschaft erlauben. Theodoro, im zweiten Jahr bei der TSG, wurde im Juni Südamerikameister mit der brasilianischen Nationalmannschaft sowie Vizemeister im Einzel und Mixed.
Spektakuläres Einzel
Neu im Team ist auch der 27-jährige Pole Jakub Folwaski, der sich gegen Saarbrücken ein spektakuläres Einzel gegen Cedric Meissner lieferte, den dritten und vierten Satz für sich entscheiden konnte, aber am Ende auch wegen einer Fairplay-Aktion knapp den Kürzen zog. Das war Tischtennis auf hohem Niveau. Auch ein weiterer Neuzugang enttäuschte nicht: Routinier Tomas Mikutis (30) aus Litauen bot Abdullah Talha Yigenler lange die Stirn, verlor jedoch den vierten Satz mit 10:12 und damit das Duell.
Wie kompliziert die Organisation eines internationalen Kaders sein kann, zeigt das Beispiel des belarussischen Einzel- und Doppelmeisters Vladislav Rukletsov (22). Dessen Sportvisum ist im Sommer ausgelaufen, eine Verlängerung steht aufgrund der angespannten politischen Lage in Osteuropa noch in den Sternen. Auch das eine Realität im Sport.
Gravierende Neuerung
Ebenso wie die Spielklassen-Reform: In der Dritten Liga Süd spielen nur noch zehn statt wie bisher zwölf Mannschaften. Gravierender jedoch ist die Neuerung, dass statt sechs nur noch vier Spieler für die Einzel nominiert werden dürfen. Nicht umsonst will die TSG ihre Zweitvertretung in der Regionalliga auf einem hohen Niveau halten, um jederzeit für Notfälle gerüstet zu sein. So kamen gegen Saarbrücken neben Spielertrainer Sven Happek auch der deutsche Schülermeister Felix Köhler zum Einsatz. Mit Lasse Becker, Christopher Enders und dem Esten Aleksandr Smirnov ergänzen drei weitere Könner den Kader des Regionalligisten.
Mit ihren sechs Herrenteams, zwei Jugendmannschaften und ihrem Damenteam zählt die TSG zu den Tischtennis-Schwergewichten in der Region. Die 0:6-Auftaktniederlage werden die Buchenlocher verkraften. Schließlich treffen sie nicht jedes Wochenende in der Dritten Bundesliga auf einen „Erstligisten“.