Eigentlich hätten die Tischtennisherren der TSG Kaiserslautern mit Sushmit Sriram einen ausgezeichneten Spitzenspieler in ihren Reihen. Doch der Inder hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel für die Buchenlocher absolviert. Der Grund: Er steckt in Indien fest und darf sein Heimatland wegen der coronabedingten Reisebeschränkungen nicht Richtung Deutschland verlassen.
„Die Situation ist wirklich schwierig für mich; und ich hätte mir gewünscht, dass ich von Beginn an bei meinem Team gewesen wäre“, erzählt der 27-Jährige auf RHEINPFALZ-Nachfrage. Bereits seit 2016 spielt er in Deutschland. Zunächst war der Inder für den TV Leiselheim in der Dritten Bundesliga aktiv. Im Sommer 2019 folgte dann sein Wechsel zur TSG. Sriram betont, dass er sich in der Mannschaft sehr wohl fühle.
Rang fünf in Indien
„Ich denke, meine Karriere hat sich hier gut entwickelt, und bisher waren meine Bilanzen immer positiv“, ergänzt er. Der Tischtennisprofi hat auch schon einige internationale Turniere für Indien gespielt. In der nationalen Rangliste seines Landes belegte er den fünften Platz.
Kein Kurzzeit-Visum
Zu Beginn seiner zweiten Spielzeit in Kaiserslautern ist er nun an Position eins gesetzt und wollte nach eigener Aussage „eigentlich gut in die neue Runde starten“. Doch die Corona-Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Das Deutsche Konsulat in Indien stellt aktuell nämlich keine Visa für kurzfristige Aufenthalte aus. Lediglich Studenten und Langzeitbesucher erhalten ein Visum. Zudem wurde die Botschaft zwischenzeitlich sogar komplett geschlossen.
Teambetreuer hilft
„Ich habe es in den letzten zwei Monaten mehrmals versucht, aber es ist ziemlich schwer, dort überhaupt einen Termin zu bekommen“, klagt der 27-Jährige. Mit seinem Verein steht er in diesen Zeiten aber regelmäßig in Kontakt. Besonders der Teambetreuer der TSG, Bijan Kalhorifar, sei für ihn eine große Hilfe gewesen. Sriram: „Sie waren alle sehr verständnisvoll, und unser Betreuer unterstützt mich, damit ich das Konsulat wegen einem Termin kontaktieren kann.“
Kalhorifar selbst versichert ebenfalls, „dass wir alles versuchen, um ihn nach Deutschland zu bekommen“. Da die TSG kein Profiverein ist, kann sie allerdings für ihren Akteur kein Arbeitsvisum beantragen. „Wir können lediglich eine Verpflichtungserklärung für ihn abgeben und übernehmen seine Spesen“, erläutert der Verantwortliche.
Sriram trainiert wieder
Sobald Sriram sein Visum hat, will er sich direkt auf den Weg in die Pfalz machen. Aufgrund der gegenwärtigen Lage in seiner Heimat hat er Hoffnung. Bisher wurde Indien zwar mit weit über sieben Millionen Infizierten sehr stark vom Virus getroffen. Doch die Situation habe sich aktuell etwas stabilisiert und die Beschränkungen seien reduziert worden, berichtet der Spieler. Er konnte zum Beispiel wieder sein normales Training aufnehmen. Das sei ein sehr wichtiger Schritt für ihn gewesen.
Hoffen auf November
„Ich hoffe, dass ich im November wieder in Kaiserslautern sein kann, was für mich und mein Team von Vorteil wäre“, meint der Profi. Auch Bijan Kalhorifar zeigt sich erfreut über diesen Zeitplan: „Wenn das klappt, käme er genau richtig, denn dann stehen bis Anfang Dezember sechs Begegnungen auf dem Programm. Sein Ausfall ist eine enorme Schwächung für uns, aber mit ihm sind wir gegen jeden Gegner konkurrenzfähig.“
Die nächste große Sorge
Bis zu seiner Rückkehr wünscht Sriram seinen Mitspielern und den Fans der Buchenlocher „viel Gesundheit in diesen schweren Zeiten. Hoffentlich sind alle gesund und sicher.“ Für die TSG Kaiserslautern ist das Fehlen ihres Spitzenspielers allerdings nicht das einzige Problem. Generell herrschen Zweifel, ob die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann. Entsprechend schwierig ist laut Kalhorifar die Gewährleistung der eigenen Planungssicherheit. „Wir müssen jede Woche schauen, ob die nächste Partie stattfinden kann“, äußert er sich. Er fügt hinzu: „Es wäre äußerst ungünstig, wenn wir Sushmit nach großem Aufwand zurückhaben und dann kurz darauf die Spielzeit abgebrochen wird.“
Der Konkurrenz geht es ähnlich
Seine Truppe ist allerdings nicht allein mit der allgemeinen Unsicherheit sowie der Einreiseproblematik. Nahezu alle Kontrahenten in der Dritten Bundesliga Süd haben ausländische Spieler im Kader. „Auch die Leute aus Europa, die noch in ihrer Heimat sind, haben Schwierigkeiten. Von daher geht es eigentlich allen Teams in der Liga so oder zumindest ähnlich“, erklärt der Mannschaftsbetreuer.