10. Januar 2020

Die Bayern kommen

Wenn in früheren Jahren Mannschaften des FC Bayern München nach Kaiserslautern fuhren, drohte ihnen oft Ungemach. „Am besten schicken wir die Punkte gleich mit der Post“, hatte Paul Breitner 1982 nach einer Niederlage der Bayern am Betzenberg gesagt. Am Sonntag kommen die Gäste aus der Weißwurstmetropole in die Pfalz, und ihre Gastgeber im Buchenloch hätten nichts dagegen, wenn sie den FCB ärgern könnten – an der Tischtennisplatte.

 
Legendär der 7:4-Sieg des 1. FC Kaiserslautern nach einem 1:4-Rückstand nach 58 Minuten im Oktober 1973 hoch oben auf dem Betze. Weit entfernt sind die Drittligakicker des FCK derweil von solchen Erlebnissen. Zwar ebenfalls in der Dritten Bundesliga aber auf Augenhöhe begegnen die Tischtennisspieler der TSG Kaiserslautern am Samstag (18 Uhr) dem Team vom FC Bayern München. In der Süd-Staffel stehen die Barbarossastädter als Tabellenfünfter vor den Gästen.

„Wir wollen unbedingt gewinnen“, sagt TSG-Betreuer Bijan Kalhorifar, der sich ungern an die 4:6-Hinspielniederlage erinnert, bei der in einer doch arg gewöhnungsbedürftigen Halle gespielt wurde. „Da hätte wir schon länger trainieren müssen, um uns an die Verhältnisse zu gewöhnen“, meinte Kalhorifar zur Niederlage gegen den Tabellenachten der Dritten Bundesliga.

TSG erwartet viele Zuschauer. Das Spiel am kommenden Samstag in der TSG-Halle 1 ist in aller Munde. Aus allen Ecken hört man es in pfälzischen Tischtenniskreisen verlauten: „Die Bayern kommen“. Mindestens 100 Zuschauer erwarten die Verantwortlichen bei der TSG. „Es ist ein Spiel, das die Leute anzieht“, freut sich der TSG-Macher. Dabei kann Kaiserslautern neben dem indischen Spitzenspieler Sushmit Sriram auf das gesamte Personal zurückgreifen. „Wer dann spielt, entscheiden wir nach dem Abschlusstraining am Samstagmorgen“, will sich Kalhorifar noch nicht in die Karten schauen lassen. Studienbedingt kann die TSG derzeit nicht auf Sharon Alguetti zurückgreifen. Kontakt bestehe jedoch weiterhin mit ihm.

Die Bayern haben entgegen der Hinrunde ihr Team etwas umgestellt. Das ausschließlich aus deutschen Spielern bestehende junge Team hat mit Daniel Rinderer einen hoffnungsvollen Nachwuchsspieler, der bereits bundesweit für Aufsehen sorgte, ins Spitzenpaarkreuz vorgezogen.

Dass es überhaupt zu solchen Spielen gegen solche starke und auch dem Namen nach hochdekorierte Teams kommt, ist auch der Nachwuchsarbeit der TSG zu verdanken. Ein Musterbeispiel ist Felix Köhler, der einen festen Platz im TSG-Drittligateam hat. „Es ist eine Zielsetzung, eine Mannschaft um Felix herum aufzubauen“, meint der TSG-Betreuer zu den Vorhaben für die kommenden Jahre. Dass der 15-Jährige in der Hinrunde noch so manchen Sieg verpasste, stimmt Kalhorifar nicht nachdenklich. „Es fehlte auch mal das Quäntchen Glück. Es wird kommen, dass er solche Spiele gewinnt.“

Talente behutsam entwickeln. Wichtig ist es Gastronom Kalhorifar aber auch, dass er jungen Talenten bei der TSG die Möglichkeit gibt, hochklassig zu spielen. Lasse Becker und Christopher Enders sind Beispiele, die zurzeit für die zweite Garde der TSG auflaufen und ihrer Mannschaft die Herbstmeisterschaft in der 1. Pfalzliga sicherten. „Wir sind hier in der Lage, Talente zu entwickeln. Wir wollen unbedingt mit den Herren II in die Oberliga aufsteigen“, sagt Kalhorifar, der bei den Damen mit Chantal Preis, Evelyn Emmrich, Jana Porten und Angela Koch weitere Top-Talente in seinen Reihen hat. „Die Entwicklung der Spieler entscheidet, wohin es sportlich geht“, will der TSG-Betreuer keinen Druck aufbauen und seine Talente behutsam fördern.

Sollte der Aufwärtstrend der TSG-Tischtennisspieler anhalten, ist auch der Sprung in die Zweite Bundesliga möglich, auch wenn der in der Aufstiegssaison noch nicht machbar ist. Aber in ein paar Jahren sicher denkbar. So lange könnten den Bayern in der Dritten Bundesliga dann aber die berühmten Lederhosen ausgezogen werden.

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