Das Ziel ist klar und der Weg dahin auch: Die Tischtennisherren der TSG Kaiserslautern wollen in die Zweite Bundesliga. Doch die Hürden, die dafür überwunden werden müssen, sind hoch. Eine davon heißt ASC Grünwettersbach II.
Die zweite Mannschaft des Bundesligateams reiste am Sonntag als Tabellenführer ins Buchenloch. Doch dort lief einiges anders als geplant.
„Unglücklich in Effeltrich verloren“
Die Stimmung ist gedrückt und angespannt in Halle 1 der TSG Kaiserslautern. Der Grund ist erst mal nicht ersichtlich. Der Tabellenführer ist zu Gast, er ist ersatzgeschwächt angereist und ohne Verstärkung aus dem Bundesligakader. Die TSG, die sich für diese Saison viel vorgenommen hat, könnte also auf dem Weg nach oben wieder Boden gutmachen. Doch Spieler, Funktionäre und Zuschauer laufen mit hängenden Köpfen am Spielfeldrand entlang und suchen sich einen Platz. Sie beugen sich über ihr Handy und schweigen. Abteilungsleiter und Vorsitzender Helmut Schneider klärt auf: „Wir haben gestern unglücklich in Effeltrich verloren“, sagt er und will dann nicht so richtig darüber sprechen.
Fakt ist, dass sein Team durch die 4:6-Niederlage gegen die DJK SpVgg in der Tabelle nach hinten geworfen wurde und der Weg nach oben schwierig, aber noch möglich ist. Warum die Zuschauer so betreten schweigen, wird auch schnell klar: „Der Betze liegt mit 1:2 zurück“, verrät die stille Post am Spielfeldrand. Die Spieler an den Platten scheinen das alles nicht an sich ranzulassen. Sie sind inzwischen im Tunnel.
Die Rückkehr des Guilherme Teodoro
Mohamed Shouman von der TSG breitet ein Handtuch auf dem Boden aus und besprüht es mit Wasser, dann streift er seine Schuhe darauf ab. Felix Köhler, sein Partner im ersten Doppel, legt sein Handtuch in die Box neben der Tisch-Schiedsrichterin. Am Essens- und Getränkestand, der in einem Eck der Halle aufgebaut ist, gehen die ersten Kuchenstücke über die Theke. Kaffee wird gezapft. Der Ägypter und das Eigengewächs der TSG spielen sich ein. Schneider stellt die Akteure vor.
Plötzlich tosender Applaus, als ein Grünwettersbacher vorgestellt wird: Guilherme Teodoro. Der Brasilianer ist im Buchenloch bekannt. Der brasilianische Nationalspieler war in der vergangenen Saison noch für die TSG an der Platte, ist jetzt Spielertrainer in Grünwettersbach. Man kennt ihn und ist froh, dass er an jenem Sonntag offiziell verletzungsbedingt nicht antritt.
„2:2“, raunt es durch die Zuschauerreihen. Der FCK hat ausgeglichen. Die Mienen der Zuschauer hellen sich auf und die Mobilgeräte werden vorübergehend weggesteckt. Jetzt zählen die Spieler in Orange. Shouman und Köhler sind hoch konzentriert. Selten, dass sie mal ein paar Worte wechseln, während es auf der Gegenseite immer wieder laut wird. Linkshänder Louis Price hat seinen linken Ärmel hochgekrempelt und macht seinem Ärger, aber auch seiner Freude lautstark Luft. Inzwischen schreit auch Shouman und ballt die Faust. Er hat das ausgepackt, was er kann und was Schneider angekündigt hat: „Wenn er mit der Rückhand drüberwischt, wächst kein Gras mehr.“ Die Duelle bleiben spannend, nach Auszeiten und mit Schreien kämpfen sich die Spieler aus dem Buchenloch zurück und legen zwei Doppel- und zwei Einzelsiege vor.
Anfahrt aus Karlsruhe
Pause. Die Zuschauer stürmen den Verpflegungsstand. Inzwischen wird auch Schorle getrunken. Xi Wang, der Spitzenspieler der TSG, atmet kurz durch. Er gibt zu, dass das Spiel für ihn was Besonderes ist, weil er die Gegner gut kennt. Der frühere Bundesligaspieler wohnt in Karlsruhe, trainiert weiter bei seinem alten Verein Grünwettersbach und hat gegen alle schon im Training gespielt. Aber heute blende er das komplett aus. „Ich bin jetzt bei der TSG, und für mich zählt nur die TSG“, erklärt er.
Mit seinem Spiel war er aber nicht zufrieden. Er brauche noch eine Zeit lang, um sich an die Dritte Liga zu gewöhnen, gibt er selbstkritisch zu. „Da ist alles anders. Die Zuschauer sitzen näher am Spielfeld. Der Boden ist rutschig, dann die Aufteilung mit Doppel und Einzel. Im Doppel tue ich mich als Abwehrspieler schwer und ich brauche viel Zeit zur Konzentration, um mich darauf einzustellen.“
Wegen seinen Rückenbeschwerden müsse er sich außerdem viel dehnen, und die Fahrtstrecke stecke ihm auch in den Knochen. „Jetzt fahre ich selbst, früher waren wir mit dem Mannschaftsbus unterwegs.“ Doch an all dem will er arbeiten, ist froh, dass er mit 40 noch Tischtennis spielen darf und mit der TSG seinen Verein gefunden hat. Dass das Ziel Aufstieg schwer wird, weiß er, aber er glaubt ebenso, dass es machbar ist, wie Bijan Kalhorifar, der Mannschaftsverantwortliche der TSG.
Gegner kassiert erste Niederlage
Der hat die Niederlage vom Samstag inzwischen einigermaßen verarbeitet. „Die Gegner waren bis in die Haarspitzen motiviert und haben, unterstützt durch die Zuschauer, die mit Bussen gekommen sind, gekämpft und hochverdient den Sieg geholt. Es war ein schlechter Tag für uns, die Niederlage hat weh getan. Die Dritte Liga ist in diesem Jahr so stark wie nie, aber noch ist alles drin.“
Gegen Grünwettersbach II fuhren die Lauterer jedenfalls einen souveränen 6:0-Sieg ein und fügten dem ASC damit die erste Niederlage zu. Es fanden noch einige FCK-Fans den Weg zu ihrer TSG. Die Stimmung im Buchenloch war nach dem Sieg in Halle 1 und der Punkteteilung auf dem Betze jedenfalls wieder gut und die Hoffnung lebt weiter, dass die TSG in die Liga aufsteigen könnte, in der der FCK mit seinen Fußballern ist.
So spielten sie
TSG Kaiserslautern - Grünwettersbach II 6:0. Mohamed Shouman/Felix Köhler - Louis Price/Felix Thomis 3:1 Sätze, Dmitrij Prokopcov/Michal Bankosz - Marc Gutierrez/Dominik Reis 3:1, Xi Wang - Gutierrez 3:0, Prokopcov - Price 3:1, Shouman - Thomis 3:0, Köhler - Reis 3:0.
Effeltrich - TSG Kaiserslautern 6:4. Punkte: Wang (3:0 Sätze), Bankosz (3:0), Shouman (3:0 und 3:1).